Mai
Der goldene Mai
Giesse Deine Blütenschale,
Frühling, über Berg und Tal,
Lade uns zum Göttermahle!
Endlos war die Winterqual:
Da, mit flammendem Pokale
Tritt der Holde in den Saal.
Wie ein junger Zaubrer steht er
Aufgeschürzt und angetan:
Ihm zu Haupte klarer Äther,
Ihm zu Füssen Wiesenplan,
Und auf Blumensohlen geht er
Lächelnd seine goldne Bahn.
Winkend mit dem Rosenfinger
Schwebt er hin am Himmelszelt,
Überall wird er Bezwinger,
Und die Freudenträne fällt;
Denn er wird der Wiederbringer
Der ersehnten Blütenwelt.
Löst den Westen ihren Zügel -
Über Hütten, Meer und Land
Schwärmen sie mit seidnem Flügel
Weiter bis zum fernsten Strand,
Und umweben alle Hügel
Neu mit Gras und Blumenrand.
Wilde Buben werden innig
Und es wogt in ihrer Brust,
Holde Mädchen werden sinnig,
Seufzer quellen unbewusst,
Die Natur ist reizend minnig,
Alt und Jung voll Glück und Lust!
(Julius Bercht 1811-1887, deutscher Dichter)
Der Mai ist der fünfte Monat des Jahres im gregorianischen Kalender. Er hat 31 Tage.
Benannt ist dieser Monat − so die Zeugnisse einer Reihe lateinischer Autoren − nach der römischen Göttin Maia, welcher der Flamen Volcanalis am ersten Tag dieses Monats ein Opfer darbrachte. Das Zustandekommen der Gleichsetzung dieser − laut Gellius − altverehrten Göttin „Maia Vulcani“ (wohl als „Frau des Vulcanus“ zu denken) mit der Göttin Bona Dea und Terra − nach Macrobius − oder einer Plejade und der Mutter des Hermes/Mercurius ist unklar; doch gilt die etymologische Zuordnung zur Wortwurzel *mag (und damit zu Wachstum und Vermehrung) als sicher. Damit ist der mensis Maius in das ursprüngliche römische Bauernjahr eingeordnet. Einen lediglich lokal verehrten Gott „Maius, qui est Iuppiter“ kennt Macrobius. Zur Regierungszeit Kaiser Neros wurde der Monat in Claudius umbenannt, einer der Namen des Kaisers, der sich allerdings nicht durchsetzte. Unter Kaiser Commodus hieß der Monat dann Lucius, wiederum einer seiner Namen, auch diese Umbenennung wurde nach dem Tod des Kaisers wieder rückgängig gemacht.
Im vorjulianischen römischen Kalender war der Maius der dritte Monat, im julianischen Kalender der fünfte, jeweils mit 31 Tagen.
Im katholischen Kirchenjahr ist der Mai besonders der Verehrung der Gottesmutter Maria gewidmet (Maiandachten), weshalb er in diesem Umfeld auch als Marienmond bezeichnet wird. Der Mai beginnt mit demselben Wochentag wie der Januar des Folgejahres, aber kein anderer Monat desselben Jahres beginnt mit demselben Wochentag wie der Mai.
Der Monat Mai im Chronograph von 354 des spätantiken Kalligraphen Filocalus.
Mai, Leandro Bassano